Ich habe keine Ahnung ob Gott am Abend des Siebten Tages auch so ein beklemmend, melancholisches Gefühl heimgesucht hat, angesichts der Tatsache was für eine lächerliche Fehlkonstruktion der Mensch geworden ist und im schweißigen Angesicht einer neuen, harten 6-Tage Arbeitswoche.
Und ich weiß auch nicht, wie weit die Pharmaindustrie bei der Entwicklung der Antidepressiva gekommen wäre, hätte man den Sonntag einfach zu Gunsten eines „doppelten Samstags“ aus dem Kalender gestrichen.
Ich weiß nur, dass das „Sonntagabendgefühl“ ein Menschheitsmysterium ist, wie der „Nachtischmagen“ oder der „Milchjieper“.
Und was ich noch weiß, ist das dieses fiese Gefühl, welches seine farbliche Entsprechung im trüben „suizidgrau“ findet, selbst vor der Studentenschaft nicht halt macht.
Denn auch wenn ich unter der Woche in einem Zeit-/ Raumloch zu versinken scheine und mein Kalender für die kommende Woche meistens die Terminsituation einer Eintagsfliege widerspiegelt, so legt sich doch am Sonntagabend mit großer Verlässlichkeit eine tiefschwarze Burka des Grauens über meine Seele und lähmt jeglichen Aktivitätsdrang.
Und so war es auch gestern wieder soweit und dies besagte Gefühl, in Verbindung mit meiner alten Leidenschaft für die Seefahrt und einem großen Faible für die Melvillschen Erzählungen, hat mich dazu veranlasst, das in der Presse hoch gelobte „Event-Kino Epos“ „Moby Dick“ auf RTL anzuschauen.
(Quellen: RTL)
Eine Literaturverfilmung auf RTL!!!...Ich hätte es besser wissen müssen!
… Das wäre ja, als wenn ein Frauensender die UEFA Champions League… (Die „Älteren“ werden sich vielleicht noch erinnern…)…
Doch da das Konkurrenzprogramm mit US-Ramschserien, Tatort Langeweile und der obligatorischen ZDF-Schnulze (…bei dem Titel „die Samenhändlerin“ betteln die Programmchefs ja geradezu in der „Hündchenstellung“ danach verarscht zu werden und sehe ich außerdem akute Herzinfarktgefahr bei der Generation 80+… aber gut, man kennt es ja nicht anders…) auch keine Alternativen geboten hat, habe ich mich also letztlich doch mit einer gewissen Vorfreude auf mein Schlafsofa sinken lassen.
Und überpünktlich um 20.14 Uhr, nachdem einem RTL netterweise die größten Höhepunkte innerhalb von einer Minute schon vorgeführt hatte, ging es dann los…
Das der Film vom „Bauhaus“ präsentiert wurde, sollte sich schon bald als äußerst sinnbildlich herausstellen, denn es handelte sich bei dem was folgen sollte eher um einen „Filmbausatz“ ohne Gebrauchsanleitung.
Es dauerte jedenfalls keine 10 Minuten und gerade Mal die lächerliche Eingangssequenz um mich etwas ratlos weiter in mein Sofa sinken zu lassen und ich kam nicht umhin mir vor lauter Verwunderung Augen und Ohren zu reiben.
Die Augen, weil ich die angekündigte „opulente Optik“ zwischen den Kirmeskulissen, Atari Animationen und den angeklebten Karnevalsbärten irgendwo verpasst haben musste und meine Ohren, weil es das Synchronstudio tatsächlich geschafft hatte, die (Fehl)Leistungen von Florian Silbereisen und Kollegen noch zu unterbieten. Die Reihenfolge der Dialoge unterlag wohl auch der künstlerischen Freiheit des RTL Tonpraktikanten, jedenfalls passten Aussagen und Handlung in der Regel so gut zusammen wie „Vegetarisches Holzfällersteak“.
Aber gut, jetzt saß ich schon Mal da und streckte zusammen mit meinem Inneren Schweinehund alle Viere von mir, da musste der Leidensdruck schon noch etwas steigen um mich zum Handeln zu zwingen…und na ja… wenn der Film seine ursprüngliche Länge gehabt hätte, ich weiß nicht genau, ob ich nicht zwischendrin doch wieder bei Sport 1 gelandet wäre…aber RTL hat mir ja dankenswerterweise die Entscheidung abgenommen und das Werk zerfleddert wie ein polnisches Masthähnchen. Von den 3 ½ Stunden der Ursprungsfassung sind am Ende immerhin noch so ungefähr 2 Stunden übrig geblieben – und meisterhaft filetiert von RTL Fernsehkoch Christian Rach wurde nur so dramaturgisch unwichtiges Gedöns, wie die Erklärung weshalb eine der Hauptfiguren plötzlich am Sterben war…etc. herausgeschnitten.
Jedes Mal, wenn ich nach einem meiner zahlreichen Nickerchen wieder erwacht bin, habe ich mich dann gefragt ob ich gerade eine komplette Stunde in Morpheus Reich geweilt habe, oder aber in den letzten 3 Minuten gerade das komplette Psycho-/Sozialgefüge der Schiffsmannschaft erklärt wurde.
Da diese Verwirrung mein Dahindämmern eher noch verstärkt hat, habe im weiteren Verlauf des Abends nur noch schlaglichthaft mitbekommen, wie der Untergang der „Pequod“ und dieses verstümmelten Filmkadavers von statten ging. Dabei ist mir dann wohl leider auch das obligatorische 10.000 Euro Gewinnspiel –
Wie heißt der Weiße Wal, der von Käptn Ahab gejagt wird?
A: Moby Dick B: Vera Int-Veen
A: Moby Dick B: Vera Int-Veen
- entgangen.
Aber wenigstens zur Schlusssequenz war ich noch wach genug um mitzubekommen, wie eindrucksvoll es meine Kölner Freunde schaffen konsequent jede aufkommende Emotionalität durch das Einspielen von Rotkäppchen Plörre-Spots in den noch laufenden Film zu unterbinden…
Bei mir sind jedenfalls 2 Erkenntnisse hängen geblieben:
- Wenn das Ergebnis mit „Bauhaus“ Material immer so ist, dann gehe ich tatsächlich lieber gleich zum Hackfressenbiber von der Konkurrenz.
- Am nächsten Sonntag versuch ich es doch lieber beim ZDF…vielleicht läuft ja „Die Rückkehr der Samenhändlerin“…
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