Freitag, 11. Mai 2012

Jogis 12. Mann...


(www.abloader.com)

Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich in meiner aktiven Fußballkarriere vor allem durch „Übersicht“ (Eventim-Bestplatzbuchung würde es „Auswechselloge erhöht“ nennen…) und „Mannschaftsdienlichkeit(„Noch jemand ein Bier…?“) geglänzt habe, bevor ich nach reiflicher Übergebung hinterm Vereinsheim schweren Herzens und Kopfes meine ausgesoffenen Kickstiefel an den Nagel gehängt habe…

Aus heutiger Sicht, war das vielleicht ein riesiger Fehler, aber damals war ich eben noch jung und naiv und habe diesen ganzen, elenden Neidern geglaubt, die irgend etwas von „…unsicherer Zukunft“ und „…lieber erstmal die Schule fertig machen“ gefaselt haben.
Ja, Toll! - Sicher war dann nur, dass die Schule mich fertig gemacht hat und ich jetzt jobmäßig auch nicht gerade in der Champions League spiele…Und überhaupt lernt man im Fußballverein wahrscheinlich ohnehin mehr nützliche Dinge für die freie Wirtschaft als ich in meinem Management Studium (Saufen, Pöbeln, Offizielle bestechen und wenn man gar nicht mehr weiter weiß sinnlos dazwischengrätschen sind da nur der Anfang…) – Doch,  aus heutiger Sicht, glaube ich wirklich: Im Fußball hätte ich es zu etwas bringen können - Wer den Kauz im Kopf hat, der kann auch den Adler auf der Brust tragen…
Aber Gott sei Dank bekommt man ja, sofern man nicht Michael Ballack heißt, im Leben und beim Jogi eine zweite Chance! Denn, wie ich heute auf Spiegel Online und im Radio mitgeteilt bekommen habe, bin ich "sein 12. Mann!!!" Wahnsinn!!!! Ein echter Doppelhammer! Ich bin bei der EM dabei und Jogi Löw ist schwul!

Im ersten Moment dachte ich: Respekt, dass sich Jogi endlich als erster Fußball-Promi zu seiner Homosexualität bekennt!... und dann auch gleich noch öffentlich seine 11 Verflossenen vorstellt, denen er einen Laufpass ins Abseits erteilt hat und die deshalb nicht mehr zu seinem engeren Aufgebot gehören („…s´isch mir nicht leicht gefallen, aber der Micha isch einfach zu alt für eine gemeinsame Zukunft…“).
Im zweiten Moment habe ich mir dann überlegt, wie ich dem Jogi in einfacher Fußballersprache klar machen kann, wie weit er bei mir als Hetero gehen bzw. nicht gehen darf ( „…außer der 0 steht nix, …mit dem Rücken zur Wand bin ich am Besten…, für die Treffer sind Miro und Mario verantwortlich…“)
…Und im Dritten Moment wurde ich dann doch von dieser unsäglichen Flash-Animation vollkommen desillusioniert. Toll! Alles nur irreführendes Werbegedöns wie ich auf der „Enthüllungs- und Enthaarungsplattform“ www.nivea.de aufgeklärt wurde…
Statt ums Aufgebot geht es ums Angebot – und zwar um das tuntentolle ähm… tubenvolle von Nivea for Men mit dem man beim Public Viewing auch nach 120 schweißtreibenden Minuten noch frischer daher kommt, als nach einer zünftigen Stadion-Bierdusche.
Also, alles wie gehabt: Ich schau mir die EM im Fernsehen an und Fußball ist und bleibt ein Sport für „Echte Männer“! Schwul ist da natürlich jedenfalls (offiziell) aber mal gar keiner und das die Q10 Serie auch einen „Sofort-Effekt“ bei wunden Spielerhintern hat, ist zwar dermaßen logisch aber nicht dermatologisch bestätigt…oder so ähnlich…
Nivea und DFB haben jedenfalls nach einer ausführlichen Befragung in Oliver Bierhoffs Bekanntenkreis endlich erkannt, was Man(n) als Fußballfan wirklich will und das sind nicht etwa: Stabile Bierpreise, Stehplätze und das wir den Pott mal wieder nach Deutschland holen, sondern das unsere Jungs möglichst gut aussehen, wenn sie wieder von den Spaniern nach Hause geschickt werden.
Denn so tickt er, der durchschnittliche, männliche Fußballfan, das weiß doch eigentlich bereits jeder, der in den letzten Jahren mal auf der Südtribüne war oder an einem Samstagvormittag einen Ruhrgebietsregionalexpress genutzt hat!
Die animalische Wildheit mit Grunzen, Rülpsen, Furzen ist reine Attitüde, der Schnäuzer ein modernes Accessoire, dessen Glänzen natürlich vom Wet-Gel und nicht etwa einer Bier-Curry-Plörre herrührt…, die auf alt getrimmte Jeansweste wird jedes Wochenende noch von einer Start-Up Designerin des angesagten Caritas-Labels mit farblich akzentuierenden Symbolapplikationen verziert und die Fangesänge bestechen durch eine pointiert, kräutergeistreiche Widerspiegelung der männlichen Denkwelt ( Olé, Olé – Scheiße – Wir saufen hier und dort – Ausziehen…).
Schönste Nebensache der Welt? Pah! Hauptsache! Und dank Nivea for Men können wir „Testosteron-Bomber der Nation“ uns endlich unsere Identitätskrise nach Belieben auf- und abschminken und im Sommer ganz befreit mit Vuvuzela und Sektflöte marodierend durch die Nagelstudios der Stadt ziehen…Stößchen drauf!

…Das die Frauen dann aber scheinbar so gar nicht mitfeiern sollen, nachdem sie die Holunder Bionade kalt gestellt haben und die Avokado-Dips fürs Champignon Grillen gerichtet haben, finde ich auch nicht o.k.
Ich hoffe doch, dass die Deutschen Mädels gegen so eine Verbannung von allem Femininen durch DFB und Nivea rebellieren und auf Gleichberechtigung pochen werden! Ich fordere euch daher auf, Frauen Deutschlands:
Zieht (euch) aus!...oder um!...für den DFB!
und macht mein ganz persönliches „Sommermärchen“ wahr!
Denn wem die Nacktproteste von Femen im zugigen Kiew oder Kiez eine zu windige Angelegenheit sind, kann sich ja wenigstens ein „Konkurrenzshirt“ drucken lassen…
Jogis 3. Frau“ oder so…Ich fänd` es lustig…und Daniela Löw sicher auch…

 (www.livejournal.com)

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