Sonntag, 13. November 2011

Puck You! - Was die Großmutter schon wusste...

Dank eines äußerst ausgeklügelten Verwirrspiels meiner Mitbewohnerin, haben wir jetzt seit ca. 1 Jahr „Die Zeit“ im 5-wöchigen Probeabo und ich damit einen weiteren Grund mein Frühstück so lange auszudehnen, wie eine Show von Stefan Raab.
Heute morgen habe ich mir also wieder diesen in Form gepressten Mammutbaum zur Hand genommen und nach dem obligatorischen „Origami für Fortgeschrittene – Ritual“ hatte ich den Wälzer nach 10 Minuten auch so „klein“, dass er lediglich noch mit einer Ecke im Marmeladenbrot meiner Tischnachbarin hing…Nachdem ich den Feuilleton etwas enttäuscht zur Seite gelegt hatte (…ganze Abschnitte waren so geschrieben, das sie selbst das Thalia Bildungsproletariat ohne altphilologischen Abschluss verstehen konnte…) fällt mein Blick auf folgende Werbeanzeige der Zeitschrift : „Psychologie heute“
 
…“Die Mode des Strammen Wickelns…“… ja, das hört sich ja spannend an… und da die Lebenswirklichkeit meiner meisten Freunde und Bekannten mittlerweile eher aus KITA, Astra, Riester-Rente als, wie bei mir aus  Pizza, Pasta, Lieferente besteht, beschließe ich Mal etwas für meinen Wissenshorizont zu tun, um bei der nächsten Gelegenheit (Taufe, Heirat, Beförderung…etc.) als „moderner“ Mann und potenzieller „Superdaddy“ daher zu kommen.

Ich gehe also auf die Website von „Psychologie heute“ und tauche in die rosa-blaue Welt des Nachwuchses ein. Über die unergründlich aufpoppenden Trampelpfade des Internets bin ich innerhalb von 3 Klicks nicht nur darüber informiert, das jeder Pups der lieben Kleinen tiefenpsychologisch analysiert und in einem Kaschmirstrampler für 250 Euro aufgefangen werden muss, sondern auch auf dem neusten Stand der „Wickeltechnik“ – und der heißt „Pucken“.

Ja, genau „Pucken“. Für all diejenigen unter euch, die, genau wie ich, Schuld daran sind, dass die Reproduktionsrate der Deutschen auf Niveau des Großen Pandabären liegt und  sich deshalb jetzt vielleicht fragen:

Pucken, was ist das???
(Ist für mich auch eine typische Millionenfrage bei Günther Jauch:
Was bedeutet Pucken?    A) Schuss beim Eishockey …etc.)

Hier also die Antwort:
„Pucken ist eine Einwickeltechnik die Babys Geborgenheit vermittelt. Eingepuckte Säuglinge sind in ihrem Bewegungsraum eingeschränkt. Arme und Beine können nicht unkontrolliert bewegt werden, dadurch werden ungewollte Zuckungen und Fuchteleien mit den Armen die z.B. durch den Moro-Reflex entstehen, verhindert.“

Man könnte es auch auf Deutsch übersetzen: „Bewegungsunfähig machen“…

Und warum jetzt das Ganze?

„Anders als viele Eltern annehmen, sehnen sich kleine Babys nicht nach grenzenloser Freiheit zum Strampeln, sondern bevorzugen eine begrenzte Umgebung. Die ungewohnte Weite des Raums und die Schwerkraft sind nach 40 schwerelosen Wochen im Bauch für das Kleine noch fremd und beängstigend. Darum beruhigen sich Babys oft sehr schnell, wenn sie durch das Pucken warm und eng eingepackt liegen.“

Aha! Ist ja schön zu wissen, das die Kleinen von Anfang an keinen Bock auf diese unwirtliche Welt hier draußen haben und lieber noch ein bisschen im mütterlichern Whirlpool bei All Inclusive Versorgung abhängen würden – deshalb holt man sie ja heutzutage vorsorglich lieber gleich per Kaiserschnitt – da haben die Scheißer keine Chance mehr sich vor Ihren Pflichten zu drücken – muss schließlich noch jemand meine Rente zahlen…
Also: Raus damit und stramm „abgepuckt“ – Frage mich nur, ob sich das Wohlfühlfeeling nicht noch perfektionieren lässt – im kuscheligen Backofen bei 37,2 Grad Umluft. Und dann einfach 3 Monate reifen lassen und für beste Ergebnisse gelegentlich wenden und füttern…
Aber das Ganze bitte nur im Original Pucksack der „…Arme und Beine des Babys weitestgehend fixiert bzw. der Freiraum im Sinne des Puckens einschränkt…“ (http://www.pucken-info.de/was-ist-ein-pucksack.html)
Ich nehme an, im Englischen und Neudeutschen spricht man hier vom so genannten „Puckpack“.
(Anmerkung des Autors: Das quietschorangene Modell „Guantanamo" soll sich als besonders robust und effizient herausgestellt haben und hat bei Stiftung Warentest Bestnoten in den Kategorien: „Fixation“ und "Verarbeitung" abgeräumt…>>> Kauftipp für Weihnachten)

Warum in Deutschland eine Empfehlung des Puckens nur bis zum Dritten Lebensmonat ausgesprochen wird, halt ich für fragwürdig…da sind uns die Südländer voraus!
Die Italiener zum Beispiel Pucken noch bis ins hohe Alter und zwar ganz unkompliziert – statt teurem Pucksack tut es da sogar auch der alte Bettvorlegerteppich und dann Mal auf hoher See gucken wie es so mit dem Tauchreflex steht…Das nenn ich Mal „Familiengeist“…

Wie Ihr euch auch selber zu Hause aus einer Rolle Paketklebeband und einer Schere in 3 Schritten einen kuscheligen Pucksack basteln könnt und andere wichtige Fragen beantwortet sicher gerne eine der tollen Ratgeberseiten oder die Sendung „ARD Buffet“.
 Für mich steht aber  jetzt schon fest – meine Kleinen werden gepuckt wie ein Ägyptischer Pharao - dann bleibt Ihnen wenigstens auch die „erdrückende Zuneigung“ Ihrer Eltern erspart…

Puck! - Ich habe gesprochen!


…und auch heute gilt wie immer:

Ich bin klein, mein Herz ist rein!
Wer sich bei den Links linken lässt rächt sich mit seinem Rechtsanwalt bitte nicht beim mittellosen Betreiber dieser Website, sondern bei: „wer auch immer da seinen Server auf den Philippinen stehen hat“…Für den Inhalt bin ich nicht verantwortlich…

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