(Quelle: www.stadtmorgen.de)
Auch wenn die „göttliche“ Marketing Maschinerie ansonsten Jahrhunderte lang ziemlich professionell und gewinnbringend gearbeitet hat, so muss man doch sagen, dass der Zeitpunkt für den Markenlaunch von „Jesus – der Erlöser“ denkbar ungünstig gewählt, - oder etwas drastischer ausgedrückt – ein Griff ins vorchristliche Plumpsklo war.
Denn mit ein bisschen mehr Voraussicht hätte einem schon damals bewusst sein können, dass man so in keinem der unzähligen Jahresrückblicke vorkommt, die immer Anfang Dezember bzw. in der „Dezember Ausgabe“ abgefeiert werden.
Jetzt picken wir, von der Publizistenzunft, wieder die Rosinen aus dem schimmeligen Elaborationsstollen, den wir uns das Jahr über zusammen gebacken haben und wärmen bei einem Tässchen Glühwein noch mal die „schönsten, emotionalsten und sowieso superkrassgeilsten“ Momente auf - oder wie die Kindergartenfraktion sagt „Wir googeln und guttenbergen wie die Körperkläuse um uns ja keinen Epic Fail zu leisten, sondern Alles zu finden, was letztes Jahr geswagged hat…“ >>> Wer das nicht checkt kann gleich die „Ausschlachtungsurkunde“ unterschreiben und sich im Altersheim melden, oder einfach hier:
nachschauen.
Jetzt ist jedenfalls schon der Zeitpunkt an dem wir unser kleines Rückblickeinmaleins aufsagen („Was ist da nicht wieder Alles passiert im zurückliegenden Jahr…“; „Das vergangene Jahr war mit Sicherheit eines der ereignisreichsten der Weltgeschichte…“)
und Alles, was in der Zeit zwischen „Jetzt“ und dem Neuen Jahr geschieht, ist aus chronistischer Sicht eine absolute Niete und geht sang- und klanglos k.o. wie Axel Schulz. Alles was in den nächsten Wochen passiert, wird niemals die großartige weltpolitische Adelung durch Günther Jauch und Kollegen erfahren und ist damit faktisch gar nicht passiert. Das ist, als wenn man in einem abgepfiffenen Spiel noch ein Fallrückzieher-Traumtor schießt – das hat allenfalls noch Schauwert – aber am Ergebnis ändert sich nix mehr.
Denn die Listen sind gemacht:
Die coolsten Typen, Die größten Helden, Die dümmsten Pannen – Alles schon gekürt!
It`s all about timing baby!
Wer erst jetzt seine 2, 3 Kleinkinder, unter Einsatz des eigenen Lebens, vor dem Ertrinken rettet, darf sich nicht mehr unter den Fernsehscheinwerfern, sondern am eigenen Herd aufwärmen.
Wer jetzt einen Pott gewinnt, kann den gleich im selbigen herunter spülen - mangels Präsentationsmöglichkeiten.
Und wer so strunzdoof ist sich in den nächsten Wochen bei Tsunami, Kernschmelze, Hochzeit oder andere Katastrophenszenarien herumzutreiben, der hat ein Gespür für den richtigen Zeitpunkt, wie ein Anlageberater bei der Massenhinrichtung…
Nein, echt, wer bleibenden Eindruck hinterlassen will, der sollte sich ein Beispiel an den Terroristen nehmen und im Herbst mit seinen „Heldentaten“ zuschlagen – denn egal ob Islamisten, RAF oder Rechtsterroristen – am Ende des Jahres haben die noch immer das Rennen um die Aufmerksamkeit gemacht und es ist sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis der erste Terrorist live bei Günther Jauch mit Maite Kelly zur Musik von Pigeon John („ The Bomb“) einen tollen Discofox mit explosivem Finale hinlegt.
Jedenfalls rate ich euch dringend, bahnbrechende Forschungsergebnisse, wie zum Beispiel ein Allheilmittel gegen sämtliche Zivilisationskrankheiten, im nächsten Jahr bis nach dem medialen Sommerloch Juni/Juli/August zurück zu halten. Da ist dann im Dezember Alles noch frisch, es gibt aber noch genug Zeit um in sämtliche Votings aufgenommen zu werden, die ganzen Pressetermine zu koordinieren und „total unvorbereitete“ Dankesreden auf Fresszetteln vorzubereiten.
Ja, auch ich bin zurzeit Tag und Nacht damit beschäftigt die Archive in meinem Schreibtisch zu durchforsten, nach Allem was mich im vergangenen Jahr bewegt hat und werde das legendäre Studiogespräch mit meinem geliebten Crossrad und die Schreckensbilder der Bielefelder S-Bahn Katastrophe (am 17.11. PÜNKTLICH!!!) bald in einer großen Webshow direkt aus meinem Altbaustudio präsentieren.
Als Gäste erwarte ich neben der Lokalprominenz (Der Oberste Puddimgmischer von Dr.Oetker, der nur unter dem Decknamen E 280 hinter der Schattenwand reden will, sowie der Westfälische Milchbauer Hans Hubert, bekannt als 150 kg schwerer Spaßtraktor bei „Bauer sucht Frau“) und der „Lokalprominenz“ (die 4 Jungs vom „Trinkhallenquartett“ nebenan) auch einen absoluten Topstar!
Denn nachdem sie überall, wo eine Kamera steht, herumgereicht wurde, wie ein Joint im Coffee Shop, wird die unvergleichliche Gaby Köster auch bei mir noch ein 3-sekündiges Best-Of Ihrer großen Comedykarriere präsentieren, die ja so unglaublich schlagartig beendet war.
Aber es wird nicht nur lustig werden!
Auch den ernsten Seiten des Lebens werde ich mich widmen und in einem 2-minütigen Schnelldurchlauf von all denen Abschied nehmen, die viel zu früh von mir gegangen sind…
Denn wehmütig denke ich zurück an folgende Weggefährtinnen/-en die mich 2011 leider für immer verlassen haben.
- Der ranzige Schokonikolaus hinter der Spüle 19?? bis 2011
- Die Illusion noch jung zu sein 1999 bis 2011
- Die Studienmotivation 2010 bis 2011
- Fickhäschen23 02/2011 bis „zweite unbezahlte Onlinerechnung“
Mögen Sie auf ewig in einem schwarz – weißen youtube Clip mit melancholischem Klaviergeklimper ruhen…
….Aber ja, das wird eine Super Gala mit einer hippen Aftershow-Party, Sprudelwasser (Medium) für Alle und einem raffiniert aufgebackenen Kräuterbaguette.
Mein schwarzer Fleece Anzug von Jack Wolfskin hängt schon in der Garderobe und ich schare bereits mit den Hausschuhen.
Lasst uns das Jahr 2011 gemeinsam zum Teufel jagen!
In diesem Sinne freue ich mich auf zahlreiches Erscheinen, möchte aber diesen Post nicht beenden, ohne mich vorschriftsmäßig für eure nicht vorhandene Treue in den letzten paar Wochen zu bedanken. Ich wünsche euch bereits jetzt ein „Frohes Neues“ und hoffe auf weiteres verständnisloses Kopfschütteln im Jahr 2012 – wird sicher wieder ein „GANZ BESONDERES!...“
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