…Dies, liebe Leute, ist ein Trekkingrucksack – Mein Trekkingrucksack -Ja, sogar mein großer Trekkingrucksack!
In anderen Gegenden der Republik wäre das keine Meldung wert, aber hier in Bielefeld scheint es eine wahre Sensation zu sein (…liegt vielleicht daran, dass ich hier laut dem Spiegel im „bildungsmäßigen Mecklenburg Vorpommern des Westens“ lebe…).
Doch, um wieder auf meinen Rucksack zurück zu kommen, so stelle ich fest, dass so ein Trekkingrucksack hier erstens seltener zu sein scheint, als eine Blaue Mauritius und Zweitens laut dem Bielefelder Universitätserlass von 1998 bezüglich des „vorschriftsmäßigen Transports von Lehr- und Sportmaterial“ vollkommen unzulässig für den Studentischen Gebrauch ist.
Das Ding hat gefälligst ausschließlich auf Wanderungen von mindestens 80km Streckenlänge und ab 1.500 Höhenmetern seinen Dienst zu tun – Jede(r) meine(r) geschätzten Kommilitonen und Kommilitoninnen scheint das zu wissen, nur „icke wieder“ bin so „up to date“ wie mein studivz Profil.
Und so erfreue ich mich, bei jedem, meiner gelegentlichen Ausflüge zur Uni - natürlich mit meinem geliebten Rucksack! - an den immer gleichen Murmeltiersätzen, von denen ich hier meine Top 3 aufführen möchte:
3. „Oh, gehst Du gerade zum Camping?“
2. „Oh, bist Du auf dem Weg zum Bergwandern?“
Und natürlich die „Königsvariante“:
1. „Sag mal, was hast DU denn vor? Gehst Du zum Camping in die Berge?“
-…aber bitte in Verbindung mit einem freudigen Grinsen und einem unbedingten Bewusstsein für den eigenen „Mörderjoke“.
-…aber bitte in Verbindung mit einem freudigen Grinsen und einem unbedingten Bewusstsein für den eigenen „Mörderjoke“.
Und meine lieben Freunde, ich kann darauf nur ebenso antworten, wie auf die Fragen: „Seid Ihr mit diesen Bemerkungen immer noch unglaublich lustig, innovativ, kreativ…etc.??? – Ähmmmm……NEIN!“
Ich meine, nicht, dass es mich wirklich stören würde, nein, da bin ich schon recht gut gestählt: Ich glaube ich habe in meinem Leben schon mehr Fettnäpfchen mitgenommen, als Ihr unter euren „Oakley“ Sonnenbrillen je finden werdet und habe mir als Folge davon ein Fell angeeignet, das sogar noch dicker ist, als die Make-up Schicht, mit der hier manche „Damen“ zum Praxiskurs „Rückschlagspiele“ aufkreuzen.
Aber ob Ihr es nun glauben könnt oder nicht: So ein Rucksack ist beim Rennradfahren doch tatsächlich praktischer als eine 2 Meter lange „Nike“ Tasche, die man sich schön locker über die Schulter und in die Speichen hängen lässt…
Aber deswegen fahrt Ihr eben auch lieber gleich mit der Bahn und seid mir dann beim Herumschlendern in der Uni auf der „Coolheitsskala“ aber wieder mindestens 3 Taschenlängen voraus.
Ist ja sowieso eine der härtesten Aufgaben des Sportstudenten, so verdammt gut und leger auszusehen, da ist es dann schon zu Verzeihen, wenn man seine Verpflichtungen als "Orthopädisches Role Model“ Mal einseitig schleifen lässt…
Und überhaupt, was ist denn schon ein bisschen Fehlbelastung, gegen ein harmonisches modisches Gesamtbild? - oder habt Ihr schon Mal einen 80 Liter Rucksack von Nike gesehen? Nein, nein, Sport studiert man ja nicht nur für sich, sondern auch für die Anderen…also besser gesagt dafür, dass es die Anderen auch ja mitkriegen…Denn während man immer munter über BWLer und Juristen in Ihren grauen Anzügen und Kostümchen herzieht („Where the hell“ sollen denn diese ganzen Businessluder eigentlich sein? – Ich such sie ja, aber seh sie nie!) und auch sonst noch quer durch alle sozialen Kleiderklischees „bashed“ sind wir natürlich vollkommen anders, oder wie Bernd Stromberg sagen würde: „Wir atmen aber Mal ganz entspannt durch die aufzippbare Trainingshose…“
Ständig muss man in unserer Kaste suggerieren, dass man gerade vom Sport kommt oder schon wieder auf dem Weg dorthin ist. Deswegen ist auch eine der wichtigsten Regeln sich während „Freizeitlöchern“ oder gar an praxisfreien Tagen nicht zu weit von der Turnhalle zu entfernen.
Und wenn der „Dresscode“ während der Sportpraxis zwingend vorschreibt Bekleidung zu tragen, die ausführlich Auskunft darüber gibt, welch große Erfolge man wieder beim „Siebten Internationalen Hupfdohlenlauf in Aschersleben“ errungen hat oder das man ein unersetzliches Mitglied der Ringtennis Regionalligamannschaft des FC Sendenhorst ist, so hat man sich im „öffentlichen“ Universitätskosmos doch bitte als ein großes Werbeteam der Sportartikelhersteller zu präsentieren.
Und klar, die Trainigsklamotten machen im Hörsaal natürlich auch echt Sinn, denn als echter Sportler nutzt man die Zeit des Zuhörens natürlich für ein paar gepflegte Beckenbodenübungen oder ein schweißtreibendes Schließmuskeltraining.
So sind wir: Ein leistungsstarkes Kollektiv – Jeder für sich ganz schlank, aber zusammen SOWAS von Dicke!
Ja, Wir Sportler! – Da passt aber keine Diskusscheibe mehr dazwischen!
Wir sind genetisches Gold, die personifizierte „Power of Cool“!
Allzeit bereit! Immer in (muskulärer) Spannung! Jedem Moment könnten wir „lossporteln“ – Der Athletenkörper ist nur wenige Druckknopfreihen entfernt – Zack! Und los geht’s…
Unsere „Lacoste“, „Hugo Boss“ und „Ralph Lauren“ heißen „Nike“, „Puma“ und „adidas“ –
Unsere Seide heißt Polyester – maßgeschneidert in S bis XXL. An unserem Glänzen und Knistern sollt Ihr uns erkennen, Ihr fußlahmes Fußvolk.
Wir haben es echt schwer mit unserer Imagepflege! - Das ist harte Arbeit! Aber gut…jeder hat ja so seinen Rucksack zu tragen…
Aber doch bitte kein „deuter“ Trekkingmodell!
Und das auch noch in Kombination mit schlammverspritzten Jeans und abgeranzten
Indie-Bandshirts…da habe ich die Latte des Guten Geschmacks dieses Mal wohl noch eher gerissen, als üblicherweise beim Hochsprung…
Hätte ich auch nicht gedacht, das ich Mal im „Grauen Maus Look“ zum Bunten Hund werde…und zur Schande für die gesamte Abteilung.
Zum Glück haben die modischen Blockwarte von der Fachschaft noch keinen Wind von der Sache bekommen, sonst wäre ich wahrscheinlich schon öffentlich mit dem Theraband ausgepeitscht und unehrenhaft aus dem Studiengang gekickt worden…ach, wobei…so schlimm wäre das eigentlich auch nicht…dann hätte ich endlich wieder mehr Zeit zum Bergwandern…
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen